GROSSBRITANNIEN 2017 (TEIL 2)

19. bis 25. Juni 2017



Teversal / Nottingham - Unsere heutige Etappe ist ein Spiel aus Gegensätzen. Zuerst gibt es, wie jeden Tag, ein feines Zmorgenessen. Danach wird Jelly ver- und entsorgt und die Jungs bekommen natürlich auch noch ihren Morgenauslauf, bevor wir wieder auf die Strasse rollen. 

 

Daniel hat am Vortag eine herrliche Strecke, entlang der Küste, im Navi erfasst. Wir fahren durch viele kleine und verträumte Dörfchen mit wunderschönen Häusern. Wir sehen viele Fassaden, welche aus kleinen runden Steinen bestehen. Die Häuser sind auf dem Land wieder viel gepflegter als in der Nähe der Städte. 

 

Plötzlich entdecken wir eine kleine Küstenstrasse, die direkt zum Strand führt. Natürlich lassen wir uns diese Chance nicht entgehen. Wir lassen uns den Wind am kilometerlangen Strand um die Nase wehen und die Jungs geniessen ein Bad in der Nordsee. 

 

Weiter führt uns nun der Weg wieder zurück ins Landesinnere, 


Richtung Nottingham. Leider müssen wir auch heute noch ein paar Esswaren einkaufen und versuchen unser Glück in einem ASAD-Superstore. Wir haben echt selten so viele schlechtgelaunte Menschen an einem Ort gesehen. Schade, denn das Wetter ist herrlich und die Wärme wäre im gekühlten Einkaufscenter gut zu ertragen. Nun aber weiter nach Nottingham. Eine weitere englische Stadt, die uns nicht wirklich gefällt. Alles ist schmuddelig und ziemlich heruntergekommen. Einmal mehr müssen wir eingestehen, dass wir zwei aufs Land gehören. Landschaftlich hat England wirklich viel zu bieten und dies kosten wir auch in vollen Zügen aus.

 

Eine halbe Stunde später, haben wir auch schon unseren Stellplatz in Teversal bezogen und uns neben einem Dickschiff einquartiert. Der Empfang an der Rezeption war super freundlich aber leider zeigt sich auf dem Platz das gleiche Bild wie unterwegs. Unsere Nachbarn scheinen murig zu sein und erwidern nicht einmal unseren Gruss. Sie fühlen sich sichtlich von den Schweizern nebenan an gestört, aber was soll's Wir haben unser Zuhause dabei und lassen uns unsere gute Laune nicht verderben. 




Hawick - Heute treffen wir Robin Hood oder zumindest wollen wir uns im Sherwood Forest herumtreiben. Wir machen uns schon früh auf den Weg, denn es gibt einiges zu entdecken.

 

Nach einer Umleitung kommen wir um 9:00 Uhr am Visitor Center im Sherwood Forest an. Wir folgen dem ausgeschilderten Rundweg zur berühmten "Major Oak" - der riesigen Eiche, von wo aus Robin Hood und sein Gefolge ihr Unwesen getrieben haben sollen. Wir sind wohl noch ein bisschen zu früh unterwegs, denn wir streifen fast alleine durch den Wald. Leider muss die grosse Eiche mit modernen Metallstangen abgestützt werden, damit die Äste nicht unter dem Gewicht zusammenbrechen. Auch andere alte Bäume haben "Hüftgürtel" aus Metall angezogen bekommen.

 

Nach unserem einstündigen Rundgang, möchten wir nun eine grössere Strecke und die Räder nehmen. Das heutige Tagesziel heisst schottische Grenze.  Auf der Autobahn und verschiedenen Autostrassen fahren wir Richtung Newcastle. Kurz nach Newcastle können wir unseren Augen kaum trauen. Wir fühlen uns wie in eine


andere Welt versetzt. Wir sind raus aus den englischen Städten und fühlen uns wie auf einer Fahrt durchs nördliche Skandinavien. Das Land ist karger aber auch viel schöner. Überall grasen Schafe am Strassenrand. So weit man über das Feld schaut, sieht man die weissen Punkte. Kurz nach der schottischen Grenze sehen wir dann auch schon die ersten schottischen Hochlandrinder. Auf der Suche nach einem Schlafplatz fahren wir die erste Möglichkeit an und werden dabei von einem Fasanenpaar begrüsst, das mitten auf der Strasse herumspaziert. Trotz den tierischen Bekanntschafften, fahren wir noch ein paar Minuten weiter gelangen so auf einen Campingplatz in Hawick. Der Platz ist schön gelegen, auch wenn der Betrieb hier ziemlich chaotisch ist. Aber wir machen es uns nun erst einmal gemütlich und schliessen unseren 3. Hochzeitstag mit einem leckeren Essen vom Grill ab.




Kirkton of Maryculter - Wir haben verschlafen. Zum ersten Mal werden wir heute etwas später wach und finden erst um 9:00 Uhr den Weg zurück auf die Strasse. Die Nacht war erholsam und ruhig. Kaum sind wir auf der Route nach Edinburgh, beginnt es heftig zu regnen. Es ist herrlich, den berühmten schottischen Regen zu erleben, welcher unseren Jelly wäscht, während wir hören, dass alle zuhause unter der Hitze von 33 und mehr Grad leiden. Hier ist alles grün, angenehm kühl und die Luft ist frisch gewaschen sauber.

 

In einem Vorort von Edinburgh decken wir uns noch mit ein paar Lebensmitteln bei Tesco ein. Wir wissen nicht wie viele Läden mit grossen Parkplätzen es weiter im Norden gibt. Sicher ist also sicher. Vor einem Chips-Regal bleibt Daniel dann staunend stehen. Noch nie haben wir so viele und vor allem so grosse Chipstüten gesehen.

 

Weiter geht es nach Edinburgh. Obwohl dies bestimmt die schönste grössere Stadt auf unserer Reise ist, sind wir wieder mässig begeistert. Die grossen sandfarbig-schwarzen Gebäude sind zwar


extrem beeindruckend aber trotzdem sieht alles mässig gepflegt aus. Wir fahren lieber weiter ans Meer, an St. Andrews vorbei, nach Dundee. Die verträumten Küstendörfer sind genau das, was uns gefällt.

 

 

Eigentlich wollten wir uns in Forfar häuslich niederlassen. Da wo aber eigentlich der Campingplatz sein sollte, finden wir einen Parkplatz vor. Wir entschliessen uns noch ein Stündchen nordwärts zu fahren. Auch in Stonehaven haben wir kein Glück, den der Campingplatz ist bereits

ausgebucht. Bevor wir weiter suchen, holen wir im „The Bay“ endlich zwei lang ersehnte Portionen Fish and Chips. So etwas Leckeres haben wir „Take-away“ schon lange nicht mehr gegessen. Die Portionen sind so gross, dass eine Portion locker für uns beide gereicht hätte.

  

Nach ein paar Minuten weiterfahren, entdeckt Daniel am Strassenrand einen Wegweiser zu einem Campingplatz. Ein richtiger Glücksgriff für uns! Wir bekommen ein superschönes Plätzchen mit Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten direkt am Platz und ein Wildkaninchen beäugt uns neugierig vom Nachbarsplatz. Hier bleiben wir gerne.




Brora - Ein Tag der Gegensätze durften wir heute in Schottland erleben. Regen und Sonne. Städte und Land. Highlands und Meer.

 

Gegen 8:00 Uhr haben wir Jelly gestartet und uns auf den Weg ins nahe gelegene Aberdeen gemacht. Eine Stadt, die auf unserer To-do-Liste für Grossbritannien stand. Aberdeen liegt am Meer und ist bis jetzt sicherlich die schönste und auch am saubersten wirkende Stadt auf der Insel. Die vorherrschende Farbe der Gebäude ist hier ganz klar grau. Darum machen wir unseren ersten Halt mit den Jungs lieber in einem anderen Hafendorf. Wir sehen grosse Schiffe einlaufen. Den ganzen Tag hindurch sehen wir immer wieder grosse Frachter auf dem Meer und genau so viele Bohrinseln in Küstennähe. 

 

Der schottische Regen begleitet uns immer wieder. Wir kurven der Küste entlang durch Peterhead, Fraserburgh, Richtung Elgin und Inverness. Daniel hat den Linksverkehr schon total verinnerlicht. Weder die vielen Doppelkreisel noch das Abbiegen bereitet ihm Mühe. Im Gegenteil - meistens ist er frecher unterwegs als die 


Einheimischen. Elgin hat einen ganz besonderen Charme und auch Inverness ist absolut einen Besuch wert. Dann machen wir uns auf die Suche nach Nessi. Leider können wir vier aber noch so gut aufs Wasser gucken, Nessi will sich einfach nicht zeigen. Wir fahren natürlich auch an den Besucher-Centern vorbei, müssen aber gestehen, dass wir auf einen Besuch derselben gerne verzichtet haben. Lieber fahren wir kreuz und quer über die Hochmoore, unserem bereits gebuchten Schlafplatz entgegen. Steigungen von 15% nehmen Daniel und Jelly ohne Probleme  unter die Räder und an den engsten Stellen ist es Daniel, der rückwärts fährt und dem entgegenkommenden Verkehr die Bahn frei macht. 

 

Auf dem ausgebuchten Campingplatz in Brora werden wir herzlich schottisch empfangen. Mittlerweile klappt das Einchecken in englisch schon ganz gut und wir finden auch bald unseren Platz hinter dem Golfplatz in den Dünen. Wir geniessen mit Wilson & Olly einen wunderschönen Strandspaziergang bei Sonnenschein und angenehm frischer Luft. Hier können wir es uns richtig gut gehen lassen und die nächste Etappe an den nördlichsten Punkt unserer Reise planen, welcher nur noch ca. 85 Meilen entfernt ist.




Dunnet / Thurso - Was für ein Tag! Wir haben heute einen Wahnsinnstag in den schottischen Highlands verbracht. Von Brora aus fuhren wir im windigsten Wetter der Küste entlang Richtung John O'Groats. Die karge Landschaft mit dem gelb blühenden Gingster, dem Wollgras und den weidenden Schafen ist atemberaubend. Wir hatten wechselnde Beleuchtungen mit dunklen Wolken und strahlendem Sonnenschein. Das raue Meer schlug heftig gegen die Klippen. 

 

Am Land's End in John O'Groats mussten wir natürlich ein paar kleine "Gifts" einkaufen und ein paar Beweisfotos schiessen. Den eigentlichen nördlichsten Punkt fuhren wir eine gute halbe Stunde später an. In Dunnet Head gibt es keine Vermarktung. Die schmale Strasse dort hin können auch nicht von grossen Bussen befahren werden. Mit so wenigen Touristen wurde der Moment an diesem Punkt noch unvergesslicher. Zumal wir zum ersten Mal Papageientaucher zu Gesicht bekamen. Leider war es zu stürmisch, als dass wir die rasch vorbeifliegenden Vögel fotografieren hätten können. 


Bereits um 13:00 Uhr war heute Schluss mit fahren, als wir in Dunnet / Thurso ankamen. Wir haben unseren Platz direkt hinter der Düne am Strand bezogen. Bei Ebbe durften wir einen langen Spaziergang am Strand unternehmen, welchen wir vier sehr genossen haben. Nun warten wir auf die Flut, um das Meer nochmals zu besuchen. Die Landschaft im Norden von Schottland fasziniert uns wahnsinnig. Man muss es erlebt haben, denn jede Beschreibung kann der Realität nicht gerecht werden.




Kinlochewe – Im wunderschönen Dunnet werden wir vom herrlichen Sonnenschein geweckt, welcher durch das Dachfenster strahlt. Nur ungerne machen wir uns wieder auf den Weg, denn die letzten beiden Stellplätze, welche vom gleichen Platzwart betreut werden, waren der absolute Hammer. Doch wir müssen weiter und zu unserer Abreise wechselt dann auch das Wetter von Sonnenschein zu schottischem Regen.

 

Wir dachten, dass wir die schottischen Highlands schon gesehen haben, doch dieser Tag belehrt uns eines Besseren. Wir erleben unendliche Weiten, menschenleere Strassen, wahnsinnige Höhnenunterschiede und unbeschreiblich schöne Landschaften. Auch wenn es karg ist, erwartet uns nach jeder Kurve eine noch fantastischere Aussicht. Das Farbenspiel der Natur, die Regenbogen über den Lochs und Fjorden und die Sonne, welche mit dem Schatten über die Hügel tanzen sind atemberaubend.

 

Wir fahren durch so abgelegene Gegenden, dass wir nicht einmal ein


Whatsapp nach Hause senden können. Internet ist hier oben ein Fremdwort. Stundenlang fahren wir so vorbei an den vielen weiden Schafen und sehen sogar ab und zu einmal ein paar schottische Hochlandrinder. Leider sind diese landestypischen Tiere nur selten zu sehen. So haben wir auch erst zwei Collies und noch keinen schottischen Deerhound zu Gesicht bekommen. Auf dieser Etappe finden wir keine Einkaufsmöglichkeiten, was aber nicht so schlimm ist. Unser Vorrat ist zum Glück gross genug für das Wochenende.

 

 

Gegen 15:00 Uhr finden wir den geplanten Campingplatz und richten uns häuslich ein. Der Empfang an der Rezeption ist dieses mal wieder „very british“. Nass vom Regen, drängen wir uns mit vielen alten Campern in ein kleines Kabäuschen, in welchem es ziemlich streng müffelt und warten geduldig, bis die Herrschaften eingecheckt haben.

Wir Schweizer zeigen dann, gut organisiert, dass so ein Eincheck-Vorgang auch in wenigen Sätzen und Sekunden abgehandelt werden kann, so dass die Wartenden draussen nicht noch länger im Regen stehen bleiben müssen.

 

In der Einsamkeit in dieser Region ist mobiles Internet noch ein Fremdwort. Aus diesem Grund muss leider der heutige Tagesbericht noch warten, bis wir wieder online sind. Wir sind schon gespannt, was wir morgen neues erleben werden.




Ledaig - Schottland hat sich die ganze Nacht hindurch von seiner besten Seite gezeigt. Wir hatten Regen, Wind, Wind und Regen. Nach unseren allmorgentlichen Ritualen, machen wir uns wieder auf die Piste. Unser erstes Ziel heisst Dornie, mit dem aus Filmen bekannten Eilean Donan Castle – das Schloss auf der Insel. Es soll als das schönste Schloss in Schottland gelten. Bei unserer Ankuft, zeigte sich sogar die Sonne kurz. Aber auch dieser Ort ist ein richtiger Touristen-Magnet und so verweilen wir nicht all zu lange hier. Wir verhalten uns schottisch sparsam und ersparen uns den Eintritt in das Schloss.

 

Das nächste Zwischenziel soll das Glennfinnan Viadukt sein. Um dorthin zu gelangen, wollen wir uns heute eine kleine Fährenfahrt gönnen. Leider haben wir die Rechnung ohne die hiesigen Fährmänner gemacht. Ohne Vorabbuchung wollen die uns einfach nicht an Bord lassen. Anscheinend sind wir viel zu verwöhnt von den norwegischen Fähren und müssen wieder kehrt machen. Also fahren wir gut eine Stunde zurück, wieder am Eilean Donan Castel vorbei, über dem Landweg nach Glennfinnan.

 


Zwischendurch gönnen wir Jelly ein paar Schluck Diesel und da die Läden in Grossbritannien auch am Sonntag geöffnet haben, füllen wir unseren Kühlschrank mit ein paar Lebensmittel wieder auf. Jelly hat sowieso ein riesen Lob verdient. Durch die Highlands muss er immer wieder Steigungen von locker 15% aushalten und meistert diese ohne Murren und Knurren.

 

Unsere Exkursion an das Harry Potter – Monument „Glennfinnan“ ist ein ähnlicher Reinfall, wie die Fährenfahrt. Die in Natura viel kleiner wirkende Zugbrücke ist kaum zu sehen und ebenfalls völlig von Touris überlaufen. Einmal mehr merken wir, dass die Touristenattraktionen nichts für uns sind. Wir entdecken lieber selber das Land, ohne uns von irgendwelchen Reiseführern leiten zu lassen.

 

  

 

Die Suche nach einem Campingplatz gestaltete sich heute etwas schwieriger, weil wir mangels Internet nicht vorab buchen konnten. Dafür haben wir in Ledaig einen absoluten Glückgriff gemacht. Wir werden vom Platzwart an einen unbeschreiblich schönen Stellplatz mit wahnsinns Blick über das Meer geleitet und sogar in deutsch mehr als freundlich über die Lokalitäten informiert. Wir überlegen sogar, ob wir es hier zwei Nächte aushalten könnten. Morgen gehts dann weiter in den News im Teil 3.