SKANDINAVIEN (TEIL 3)

04. BIS 10. SEPTEMBER 2023



Vestnes - Zum heutigen Tag gibt es fast nur eines zu sagen - Regen. Schon beim Aufstehen, nach einer stürmischen Nacht, schüttete es aus Eimern. Nur einen kurzen Augenblick guckte einmal die Sonne durch die Wolkendecke. Ebenso bei unserer Abfahrt. Auf dem Weg Richtung Süden gab es einmal ein bisschen mehr und dann wieder ein bisschen weniger Nass vom Himmel, was soweit für uns völlig OK war. 

 

Wir sahen wieder viele Tiere, Rentiere, Kraniche und auch grosse Schwärme Wildgänse. Am Nord-Norge-Portal, Fahrtrichtung Trøndelag, gab es einen ganz besonderen Halt für uns. Neu reisen ein neuer Wichtel namens Trøndi und ein Elch namens Thor mit uns mit. Mehr wird (noch) nicht verraten. 

 

Nach Trondheim ging es für uns, bei Orkanger, auf die E39. Wie immer, kommen wir nicht ohne einen kleinen Umweg um diesen Ort herum. So wie wir auf der E39 waren, wurde der Regen schlimmer und schlimmer. Die 20-minütige Fährfahrt von Halsa nach Kanestraum war schon ziemlich stürmischen. Die Gjemnessundbrua 


(1257 Meter lange Brücke) war dann für Daniela und die Jungs schon eine Herausforderung.  Zum Glück kam der Wind von vorne aber schon bei schönem Wetter ist dies die einzige Brücke, welche Daniela gar nicht mag und so erst recht nicht, mit zwei verunsicherten Hunden im Arm. Anhalten war aber keine Option, denn jeder Bach führte soviel Wasser, dass wir lieber wieder auf Meereshöhe wollten, statt irgendwo zu stehen. So nahmen wir die 40-minütige Fährfahrt von Molde zum Stellplatz in Vestnes in Kauf, auch wenn das Meer schon ganz schön turbulent wirkte. In letzter Minute bekamen wir gerade noch die 18:30 Uhr-Fähre. Die Überfahrt war zum Glück 


entspannter, als gedacht. Daniel machte sogar noch ein paar Fotos an Deck und sah dabei, wie unsere Fähre ein Passagierschiff frech überholte. In Vestnes angekommen, stellten wir uns auf den neuen Stellplatz mit fast Rundum-Meer-Sicht. Auch der Blick auf die Brücke ist nicht zu verachten. Allerdings wäre uns dann langsam ein bisschen weniger Nass von oben recht gewesen. 



Tistedal - Beim Aufstehen war noch alles grau in grau aber kaum unterwegs, ins Landesinnere, eröffnete sich uns heute wieder eine ganz andere Seite dieses wundervollen Landes. Zwischen hohen Bergen, vorbei an vielen Fossen (Wasserfällen), kamen wir wieder einmal zum Shop am Trollveggen. Wie schon beim letzten Besuch, war dieser bereits wieder saisonal geschlossen. Dafür haben wir einen neuen schönen und grossen Troll kennen gelernt.

 

Ein paar Kilometer weiter, kamen wir zu einem erstaunlichen Wasserfall, dem Slettafossen, mit Trollshop im Kleinformat. Tosende Wassermengen stürzen hier die Schlucht hinunter und die feine Gischt steigt auf bis zur Brücke, welche zum Shop führt. Was für eine Aussicht! Das war auf jeden Fall ein Halt wert.

 

An Dombås vorbei, kamen wir nach Dovre und weiter nach Otta. Zum ersten Mal in unserer Norwegen-Karriere gönnten wir uns einen Ostepølser, eine Art Hotdog. Über diese zweifelhafe kulinarische Besonderheit diskutierend, bekamen wir auf der Weiterfahrt die Gelegenheit zwei neue, sehr freundliche Norweger kennen zu lernen.

 


Ein nettes Duo, im selben Beruf tätig, sagte zu uns, dass wir ein schönes Fahrzeug hätten und sie als Norweger selber noch nie am Nordkapp gewesen seien. Daniel bekam zum ersten Mal in seinem Leben die Gelegenheit, in ein Röhrchen zu pusten. Ob bzw. was uns die nette Unterhaltung mit den beiden kosten wird, werden wir gegebenenfalls per Post erfahren. Jedenfalls wurde uns gesagt, dass wir den Tag und die Weiterreise trotzdem genießen sollen. Echt freundlich all die Norweger, dir wir treffen.

 

 

Vor Oslo ging es für uns weg von der E6 Richtung Elverum und dann 


auf die 2 und 21 weiter nach Süden. Dies wird auf dieser Reise leider schon die letzte Nacht für uns in Norwegen. Und die letzte Nacht verbringen wir in Tistedal, auf "unserem" Parkplatz, kurz vor Halden.



Korsør - Es ist doch schön! Wir kennen uns immer besser aus in Norwegen. Nach dem Aufstehen geniessen wir noch einen Augenblick unser Lieblingsland, denn wir wissen, dass wir heute wieder aus Norwegen ausreisen müssen. Wir haben uns aber vorgenommen, dass die Ausreise nicht wehmütig sein soll, denn wir werden bestimmt immer und immer wieder hierher zurückkehren, solange wir das können. 

 

Vor dem Schritt über die Grenze nach Schweden mussten wir aber noch zwei Dinge erledigen. Zum einen ging es in Halden zum Stellplatz, um noch frisches Norwegenwasser zu bunkern. Bei der Gelegenheit hatte Daniela gleich noch eine Autowaschanlage für Wohnmobile entdeckt, die nur knapp 10 Minuten entfernt sein soll. Gesagt - getan. Wir fuhren dorthin und wuschen all den Schmutz von den vielen Kilometern von unserem tapferen Bobi. Einmal von der blöden Panne mit den Hubstützen abgesehen, hat er auf dieser Reise einen richtig tollen Job gemacht. Fahrer und Fahrzeug sind ein so eingespieltes Team, dass man nur staunen kann. Wenn das Team passt, ist einfach alles möglich.


Von Halden ging es dann einmal quer durch Schweden, bei immer schöner und wärmer werdendem Wetter. Es gab nur Stopps mit den Jungs, ein kurzer Einkauf in einem Supermarkt und er Halt bei einem MAX-Burgerstore. Warum wir uns wohl nicht mehr erinnert haben, dass dies überhaupt nicht unser Geschmack war, beim letzten Mal?! Für das nächste Essen, lassen wir lieber wieder den Küchenchef an den Herd. Wir kamen aber gut voran und zeitig sogar über die grosse Brücke und somit über die Grenze nach Dänemark. Der Stellplatz in Korsør ist für eine ganze Weile unsere letzte Nacht in den geliebten Nordländern Skandinaviens.




Northeim - Das Erwachen in Korsør war fantastisch. Es zeichnete sich schon ab, dass die Sonne uns begleiten würde an diesem Tag. So hatten wir grosse Glück mit den Überfahrten über alle Brücken. Sonnenschein und fast kein Wind, was will man mehr - ausser das WoMo wenden und wieder nordwärts fahren. Noch in Dänemark gab es Frischwasser und auch der Dieseltank wurde noch einmal relativ günstig gefüllt. Negativ war eigentlich nur der Verkehr, welcher merklich zunahm und auch die Fahrweise wurde wieder aggressiver. Als ausländisches WoMo über 3.5 Tonnen darf man in Dänemark nunmal nur 80 auf der Autobahn fahren und dies gefällt einigen Truckfahrern ganz und gar nicht. Da wir nicht so hoch sind, wie manch ein 7.5-Tonnen-Fahrzeug, merken einige aber erst beim Überholen, dass wir eine Achse mehr haben und deshalb so langsam unterwegs sind, wie sie es eigentlich auch sein sollten.

 

Über die Grenze nach Deutschland kamen wir ohne Probleme, über den Nord-Ostsee-Kanal ebenfalls. Um Hamburg herum und durch den Elbtunnel gab es dann Stau und Schleichverkehr, wegen den 


Baustellen und den vielen Lastwagen, welche Fracht abzuliefern oder am Hafen abzuholen hatten.  

 

Wir hatten Soltau als Stellplatz geplant und waren auch bereits nach 14:00 Uhr vor Ort. Die vielen WoMo's und freilaufende Hunde auf dem Quickstop-Stellplatz hielten uns ab, zu bleiben. Wegen der Wärme und der frühen Ankunftszeit, wollten wir hier nicht herumsitzen. Wir fuhren weiter.

 

Ob dies die richtige Entscheidung war, bleibt fraglich.  Die ganze Strecke von Zuhause bis ans Nordkapp hätten wir wohl auch ohne


unser Navi gefunden. Nach Wegweiser fahren, war in Skandinavien nie ein Problem. Wo es eine Baustelle gab, haben die Norweger einfach eine neue Strasse neben die alte Strasse gebaut und schon ist klar, wo es lang geht. Nicht so, wieder in Deutschland angekommen. Wir wollten einen, uns bekannten, Stellplatz anfahren. 11 Kilometer vor dem Ziel gab es eine ausgeschilderte Umleitung. Diese Umleitung beinhaltete tatsächlich eine über 30 Kilometer  lange Ortsumfahrung. Nach gefühlten Stunden am Ziel angekommen, waren natürlich alle Plätze belegt. Wir versuchten dann dem Wirrwarr aus weiteren Umleitungsschildern zu entkommen und unser Navi gab im Durcheinander der Kleindörfer irgendwann auch auf bzw. wollte uns noch eine Karussellrunde durch die Kleindörfer fahren lassen. Da half dann nur noch Northeim als Ziel und dies bitte mit Autobahn zu erfassen und hoffen, dass wir den Ausweg mit Bobi finden und nicht für immer verschollen bleiben.

 

Um 18:30 Uhr hatten wir tatsächlich wieder einen Zugang zur Autobahn gefunden und schafften es dann auch noch bei Zeiten nach Northeim zu kommen. Auf dem lauten Stellplatz an der Autobahn war ziemlich viel Betrieb. Viele WoMo-Plätze waren von Badegästen und Restaurantbesuchern mit ihren Autos belegt worden. Der Parkautomat für die WoMo-Plätze war ausser Betrieb. Man hätte eine Telefonnummer anrufen müssen oder eben eine weitere App herunterladen und bezahlen, was wir getan haben. Statt EUR 6.00 bezahlt man dann eben EUR 6.33, wegen der App-Benutzung - was soll's. Augenscheinlich schienen das nicht alle WoMo-Fahrer auf dem Platz so zu sehen. Immer wieder stiefelten sie fragend an den Automaten und liefen achselzuckend wieder dann von. Scheint so, dass manch einer die Gelegenheit gerne nutzt, wenn er nicht bezahlen muss/kann. Unser Gewissen war jedenfalls rein und so sind wir auch friedlich eingeschlafen, auch wenn uns die vorbeifahrenden Lastwagen einige Male aus dem Schlaf gerissen haben.



Volketswil - Die Nacht war dann doch noch erholsamer als gedacht. Das Aufstehen weniger. Da öffnet man am Morgen die WoMo-Türe. Dicht davor stehen unangeleint ein Australian  Shepherd und ein Border Collie, welche uns direkt anstupsen und begrüssen wollen. Der WoMo-Fahrer/Hundehalter findet dies auch noch cool. Zwei Stellplätze weiter ist ein WoMo einfach auf und davon und hat Eimer, Wanne und Tücher auf dem Platz zurückgelassen. So geht Camping auf keinen Fall.

 

Gemütlich machen wir uns auf dem Heimweg. Es wird immer wärmer und wärmer. Einmal haben wir kurz Stau aber eigentlich kommen wir besser voran als wir gedacht haben. Kassel, Würzburg und sogar Stuttgart machen uns die Vorbeifahrt relativ einfach. Wir wünschen uns einzig die Temperaturen von Skandinavien wieder zurück. Selbst Wilson & Olly brauchen zwischendurch eine Abkühlung. Zum Glück haben wir ja immer alles mit an Bord, wenn wir mit dem WoMo unterwegs sind. Und wir haben sogar noch das eine oder andere Birnen-Wassereis aus Schweden, das unbedingt gegessen werden muss.


Kurz vor Rottweil entscheiden wir uns, dass wir Dietingen einen kurzen Besuch abstatten. Da unsere Hubstützenanlage, vor einer Überprüfung, nicht benutzt werden kann, fahren wir unseren Lieblingsstellplatz an, um die Sanistation dort zu benutzen. Eigentlich könnten wir auch eine Nacht bleiben aber wir haben Elch "Thor" mit an Bord und dieser ist ziemlich scheu und hat keinen Reisepass mit dabei. Wir haben uns am Nord-Norge-Portal ein super schönes Elchgeweih gekauft. In Bargen reisen wir wieder in die Schweiz ein und sind kurze Zeit später auch schon wieder an der Halle - dort wo unsere Reise am 23. August 2023 begann. Schnell wird alles 


umgeräumt. Leider konnte Innhavet I nicht, wie gehofft, getestet werden. Deshalb wird das Kajak wieder verstaut und die eFlizzer kommen in die WoMo-Garage. Wäsche und Lebensmittel kommen ins Auto und dann heisst es leider schon wieder "Wir sind zuhause...". Bevor der Alltag das nächste Mal einpacken kann, braucht Bobi einen Service, einen Pneuwechsel, eine Überprüfung der Hubstütze hinten rechts und der Klimaanlage.

 

Alles in allem hat unser Bobi aber wirklich wieder einen super Job gemacht und das Fahrer-Fahrzeug-Gespann haben in den zwei Wochen fantastisch abgeliefert. Wir sind weiter gekommen, als wir eigentlich wollten. Das fünfte Mal Nordkapp - unglaublich! Und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, auch wenn Norwegen noch ganz ganz viele andere wunderschöne Orte zu entdecken hat. Das norwegische Lebensgefühl "KOS" (Glücksmoment, eine gute Zeit haben, Wärme, Freundlichkeit, Luxus der Einfachheit...) ist genau das, was uns dort oben so sehr gefällt.