SKANDINAVIEN ZUM ZWEITEN (TEIL 3)

17. BIS 22. September 2018



Kongsted – Auf einem ziemlich lauten Stellplatz, sind wir heute früh um 06:30 Uhr erwacht. Dabei spielte nicht einmal der holländische Nachbar eine grosse Rolle. Nichts desto trotz sei hier erwähnt, liebe Wohnmobilisten, euer Fahrzeugaufbau hat eine Türe, die man auch leise zuziehen kann. 

 

Nach dem Frühstück und mit voll versorgtem WoMo, geht es zurück auf die Strasse. Die E45 wird uns heute noch ein grosses Stück begleiten, auch wenn wir unbedingt noch einen Coop Forum anfahren wollen. Schliesslich wollen wir Schweden nicht verlassen, ohne noch ein paar Spezialitäten mit nach Hause zu nehmen. Zuerst heisst es aber noch einmal Kilometer abspulen und hoffen, dass wir doch noch einen Elch zu sehen bekommen. Unsere Hoffnung schwindet allerdings stündlich, je weiter wir in den Süden kommen. 

 

Kurz vor Filipstad bekommt Jelly noch einmal eine Ladung Diesel, welche er sich auch dieses Mal redlich verdient hat. Zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk, trägt er uns bergauf und bergab. Hier im


Süden von Schweden wird es wieder wärmer und bei jedem Halt vernehmen wir ganz spezielle Düfte von Pilzen und frisch geschlagenem Holz. Auch wenn wir schon über die Hälfte von Schweden durchfahren haben, mussten wir noch nichts von den schlimmen Waldbränden im Sommer sehen.

 

Nachdem wir uns mit ein paar Leckereien im Coop eingedeckt haben und am See "Väntern" entlang gefahren sind, kommen wir in Mariestad an. Doch auf dem Stellplatz am Hafen hat es unzählige freilaufende Hunde und alles ist "karg". Wir fühlen uns nicht wohl und entschliessen uns noch ein bisschen weiter  zu fahren. Wienerli und Salat gibt es unterwegs. Um 19:00 Uhr kommen wir auf einem, uns bekannten Stellplatz in Göteborg an. Doch meistens kommt es anders, als man denkt. Gleich nach unserer Ankunft werden wir von einer Engländerin auf diverse WoMo-Ein-brüche im August angesprochen. Überall haben Stellplatzbesucher ihre Warnungen hinterlassen. Nur Panikmache oder eine echte Gefahr?

Nebst dem Van aus GB und uns ist nur noch ein PKW mit abgeklebter Scheibe vor Ort. Wir geben nicht viel auf die Warnungen. Was uns aber verunsichert, sind verschiedenste Einbruchmeldungen auf den drei Stellplätzen rund um Göteborg. Wir haben Jelly zwar gut gesichert und haben auch nicht Angst davor, dass er geknackt wird. Wir wollen aber gerne auf irgendwelche Beschädigungen durch Einbruchversuche verzichten und entschliessen uns deshalb wieder ab zu reisen. Wir sind noch nicht müde und trauen es uns zu, noch ein paar Kilometer unter die Räder zu nehmen.

 

Um Mitternacht kommen wir in Dänemark an und lassen uns auf einem Rastplatz nieder. Hier können wir wohlig einschlafen.

 




Simonsberg - Trotzdem wir unsere Nachtruhe zwischen, bis zu 32 Meter langen LKW's, verbracht haben, haben wir erholsam geschlafen. Entsprechend gelassen starten wir in den Tag. Wir haben es überhaupt nicht eilig. Es ist erst Dienstag und wir wollen heute höchstens bis kurz über die Grenze, nach Deutschland fahren.

 

Man merkt, dass der Verkehr wieder dichter wird und auch die Fahrweise wieder ein Stück aggressiver ist. Alle scheinen es eilig zu haben. Besonders in Norwegen war es merklich angenehmer, unterwegs zu sein. Selbst die grossen Trucks und Baumaschinen waren zuvorkommend. Kein Drängeln oder riskante Überholmanöver haben wir dort erlebt. Bereits nach dem Polarkreis in Schweden begann sich dies wieder zu ändern. Kein Platzmachen und keine Danke-Blinken mehr. Auch die WoMo-Fahrer scheinen wieder gestresster unterwegs zu sein und das gegenseitige Hallo-Winken lässt wieder nach.

 

Um die Mittagszeit herum fahren wir bei Flensburg über die Grenze.


Das Erste, was wir uns gönnen ist ein frisches, knuspriges Brötchen mit frischer Mettwurst als "Zwipf". Danach überlegen wir uns kurz, wie es weiter gehen soll und entscheiden uns rasch für ein, uns bekanntes Ziel. Um 13:00 Uhr stehen wir bereits auf dem Stellplatz vom Seehundcamping in Simonsberg. Wasser am Platz, Strom und allen anderen Komfort - da lässt es sich gut gehen. Allerdings merken wir bald, dass wir uns zuerst an die "südlichen" Temperaturen gewöhnen müssen. 24 Grad fühlen sich viel wärmer an, wenn man vor ein paar Tagen noch am Nordkapp stand. Schnell haben wir T-Shirt und kurze Hosen montiert und lassen uns die Sonne auf den Pelz scheinen. Für den Abend haben wir uns entschieden, ausnahmsweise einmal einen Restaurantbesuch zu wagen. Leider mit mässigem Erfolg. Zuhause schmeckt es eben immer am Besten. 




Soltau - Ausschlafen kann auch schön sein. Die letzten Tage waren wir immer schon früh am Morgen wach und munter. Deshalb hat es uns nie sehr lange in den "Federn" gehalten. Heute sind wir dann doch einmal bis um 08:00 Uhr im Bett geblieben. Die morgentlichen Arbeiten haben wir uns automatisch aufgeteilt und sind, nach drei Jahren WoMo, ein eingespieltes Team. Jeder kann machen, was er gerne macht und unsere automatischen Abläufe haben wir mittlerweile so perfektioniert, dass kaum mehr etwas vergessen geht oder wir einen Check auslassen. Selbst Olly kontrolliert mittlerweile, ob das Grauwasser auch wirklich an der richtigen Stelle abgelassen wird.

 

Von Simonsberg aus wollen wir heute langsam Richtung Süden weiter. Um die Mittagszeit finden wir in Neuenbrook endlich eine Lanzenwaschanlage für Jelly. Er sieht mittlerweile fürchterlich schmutzig aus und es wird höchste Zeit, dass er etwas Aussenpflege bekommt. Mit Lanze und Bürste rücken wir dem Dreck auf die Pelle. Natürlich bekommt Jelly dann auch noch eine Vollwäsche in der 


Truckerwäsche in Winterthur, doch fürs Erste muss dies reichen. 

 

Weiter für unser Weg vorbei an Hamburg, langsam Richtung Süden. Auf dem Weg schauen wir uns den einen oder anderen Stellplatz an und werden in Soltau fündig. Es handelt sich um ein Gestüt mit Campingplatz und vorgelagertem Quick-Stellplatz für WoMos. Wir sind alleine und

die Jungs geniessen es sichtlich auf der grossen Wiese zu Spielen und Toben. Allerdings machen uns allen die 28 Grad Aussentemperatur zu schaffen. Auch Sparky bekommt noch einmal die Gelegenheit in die Lüfte zu steigen. Und ganz wichtig: Troll und Rentier bekommen ihren Platz auf dem sauberen Jelly-Heck!

 

Nun machen wir uns einen gemütlichen Abend zu viert. Heute zum Glück wieder mit ausgezeichneter eigener Küche und den Entspannungsprogramm im eigenen Zuhause. Wir geniessen die Ferien in vollen Zügen.




Geisingen – Ganz alleine sind wir gestern doch nicht mehr auf dem Quick-Stellplatz geblieben. Ein weiteres WoMo und ein Wohnwagen haben sich noch zu uns gesellt. Manchmal fragen wir uns, ob wir einfach zu korrekt sind. Wenn „WoMo’s verboten“ steht, halten wir uns daran. Die Wohnwagenfahrer sehen dies wohl ein bisschen anders. Solche Verbote sind wohl meist nur als Empfehlung gedacht. Aber egal – es hatte ja mehr als genug Platz und ein bisschen Gesellschaft ist auch etwas Schönes.

 

Für heute haben wir uns vorgenommen, Deutschland zu durchfahren. Wenn es irgendwie möglich ist, wollen wir noch bis Blumberg fahren. Den Freitag möchten wir auf dem Platz verbringen und am Samstagvormittag nach Winterthur, mit Jelly in die Truckerwaschanlage. Ob wir diesen Plan umsetzen können, werden wir sehen. Zuerst heisst es nun einmal wieder Autobahn-Kilometer abspulen. 

 

Am Mittag machen wir einen Halt bei einer Raststätte und wollen uns wieder einmal einen Burger mit Pommes genehmigen. Nachdem


Wilson & Olly draussen waren, werden wir von zwei WoMo-Fahrern mit St. Galler Kennzeichen, die hinter uns parkiert haben, freundlich begrüsst. Wir halten ein kurzes Schwätzchen und tauschen ein paar Skandinavien-Erfahrungen über Nordkapp, Elch-Sichtungen und Rentiere aus. Endlich wieder einmal zwei Reisende aus der Schweiz, die uns Landsleute sofort erkannt haben. Manchmal winken wir freudig anderen Wohnmobilisten mit CH-Kennzeichen aber die scheinen dies gar nicht wahr zu nehmen. Schade, dass nur wenige diese Verbundenheit „on the Road“ erkennen.

 

Nun müssen wir aber auch wieder zurück auf die Strasse, um durch die unzähligen Baustellen zu kommen. Jelly läuft auf vollen Touren und meistert die Strecke ohne das kleinste Anzeichen von Müdigkeit. Daniel und er sind einfach ein eingespieltes Team, das super harmoniert und jede Tour mit Leichtigkeit unter die Räder nimmt.

 

In Blumberg angekommen ist der Stellplatz einmal mehr ungnädig zu uns. Schon wieder ist alles voll und wir müssen uns eine andere Möglichkeit suchen. Im Norden ist alles einfacher - auch die Stellplatzsuche. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als nach Geisingen zu fahren. Gute Nacht und bis morgen!

 

 




Blumberg - Heute hält es uns nicht lange in Geisingen, denn nicht nur, dass wieder einmal mehr PKW's als WoMo's auf dem Platz stehen, sondern wir möchten auch gerne Mami und Papi im Blumberg treffen. Die beiden werde so oder so das Wochenende dort verbringen und wir unsere ausstehenden Besorgungen erledigen.

 

Schnell ist alles verstaut und nur die Ver- und Entsorgung ist noch zu erledigen. Ganz viele wollen, wie wir auch, den Stellplatz verlassen und so staut es sich bei der Sani-Station in Geisingen. Stören nicht nur wir uns an den vielen PKW's auf den WoMo-Parzellen? Ein kurzer Brief an die Gemeinde im Feedback-Kasten wird vielleicht Klärung bringen.

 

Nach knapp 20 minütiger Fahrt können wir schon unseren Lieblingsplatz in Blumberg beziehen. Es ziehen immer wieder dicke Wolken am Himmel vorüber doch dies macht es auch leichter, weil die Temperaturen somit in unseren Wohlfühlbereich fallen. Erst gegen 15:00 Uhr kommen dann die ersten Tropfen aus den Wolken heraus.


Um kurz nach vier gibt es Kaffee mit Mami und Papi, welche in der Zwischenzeit auch eingetrudelt sind. Beim gemütlichen zusammen sein und quasseln vergeht die Zeit ganz schnell und so steht auch das Kochen ein bisschen später als gewohnt an. Wieder einmal soll es einen Eintopf mit allerlei Gemüse geben und diesmal wieder wir die mit den landesüblichen Knöpfle verfeinert.

 

Den Abend lassen wir noch einmal gemütlich vor dem Fernseher ausklingen, bevor wir Morgen nun endgültig die Ferien beenden müssen. Aber daran wollen wir nun noch nicht denken und können dies dank vielen tollen Erinnerungen und Erlebnissen.




Jona - Samstag, es ist soweit. Alles Gute hat ein Ende und so müssen wir nun leider auch diese wunderschönen Ferien beenden. Der Alltag ruft und wir müssen leider wieder nach Hause. Gegen Mittag ist es soweit. Wir fahren Richtung Jona los, um Jelly wieder in seine Garage zu bringen. Am Zoll wird zwar noch kurz ein Blick auf unsere Ausweis geworfen aber auch dieses Mal werden wir nicht wirklich kontrolliert. Die Heimfahrt ist unspektakulär, alles ist wie immer. Bereits um 14:30 Uhr kommen wir im Engelhölzli-Quartier an.

 

Wir haben noch einiges, das erledigt werden muss, bevor die Arbeit wieder los geht. Wir hoffen, dass wir ein grosses Stück von der Ruhe und Gelassenheit des Nordens mit in die Schweiz nehmen konnten. Manchmal könnte man meinen, dass wir hier "unten" viel weniger Zeit zur Verfügung haben und darum alles so hektisch erledigt werden muss. Dabei haben wir alle nur ein Leben, das Jahr hat 365 Tage, die Woche 5 Arbeitstage und 2 freie Tage ... und in 2 Wochen schafft man es ans Nordkapp und zurück.

 

 


Wir haben es getan. Wir waren wieder am nördlichsten Punkt vom europäischen Festland. Wir waren wieder am Nordkapp-Globus. Wir haben wieder unglaublich schöne Länder gesehen, Sehenswürdigkeiten entdeckt und viele Menschen kennen gelernt. Ganz bestimmt waren wir nicht das letzte Mal in Skandinavien. Wir werden Norwegen bald wieder besuchen, geniessen und erleben, denn es sind nicht nur Wilson & Olly, die so schnell wie möglich zurück dorthin wollen. Das Norwegen-Fieber hat uns längst infiziert und wir sind froh, dass dies nicht heilbar ist.

 

Danke für diese kurzweilige und wunderschöne Reise!